Seit 1.1.2001 besteht an der Kommission
für Sozialanthropologie der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften der Forschungsschwerpunkt
(FSP) "Lokale Identitäten und überlokale Einflüsse".
Die Verleihung des Ludwig Wittgenstein-Preises 2000 an Univ.-Prof.
Dr. Andre Gingrich ermöglichte die Einrichtung dieses
6-jährigen Forschungsschwerpunktes, für den der
überwiegende Teil der Preismittel eingesetzt wurde. Ein
kleinerer Teil diente Kooperationen mit der Universität
Wien (Gender
Kolleg und Institut
für Kultur- und Sozialanthropologie).
Forschungsleitende Perspektiven
Der Forschungsschwerpunkt befasst sich mit dem gegenwärtigen
gesellschaftlichen und historischen Strukturwandel unter den
Bedingungen von Globalisierungsprozessen und lokalen oder
regionalen Interaktionen damit. Aus der Perspektive der Kultur-
und Sozialanthropologie soll die Dynamik veränderter
Hegemoniebestrebungen sowohl regionalspezifisch als auch in
vergleichender und transkultureller Weise erforscht werden.
Statt von pauschalen Hypothesen der kulturellen
Gleichschaltung, ökonomischen Uniformität und medialen
Standardisierung auszugehen, wird die wissenschaftliche Differenzierung
und konkrete Analyse lokaler und überlokaler Veränderungsprozesse
angestrebt. Die Gleichzeitigkeit von Globalisierung und Regionalisierung
fordert eine dialektische Betrachtungsweise kultureller und
sozialer Entwicklungen, die durch eine Zentrum/Peripherie-Sichtweise
nicht erreichbar ist.
Regionalschwerpunkte
Im Forschungsschwerpunkt sind drei Regionalgebiete verankert:
Nahost, Tibet und Europa (inkl. postkommunistisches Südosteuropa).
Innerhalb dieser Regionalschwerpunkte arbeiten drei thematisch
orientierte Forschungsteams:
In den Regionalschwerpunkten werden lokale Kulturprozesse
in Bezug auf überlokale Einflüsse (transnationale
und religiöse Hegemonieformen, Migrationsbewegungen,
Nationalstaatbildung, Globalisierungsphänomene, mediale
Praxen, Formen und Bedingungen der Ethnisierungs- und Identitätsbildung)
empirisch erhoben und analysiert.
Die wesentlichen Gesamtergebnisse wurden
in drei Bänden publiziert und im Rahmen eines Folgeprojekts
für den Anwendungsbereich operationabel gemacht:
"Handbuch Globalisierung Face to Face. Ethnologische
Erkenntnisse für die Praxis".
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